Das Ohr – Klangfänger und Wächter des Gleichgewichts
Das Ohr ist ein faszinierendes Organ – fein abgestimmt, um die Welt der Klänge in all ihrer Vielfalt aufzunehmen. Doch gerade diese Sensibilität macht es auch anfällig für Schmerzen, die plötzlich und ohne Vorwarnung auftreten können. Ein leichter Druck, ein stechender Schmerz oder ein dumpfes Pochen sind unangenehme Symptome dafür, dass das komplexe System aus Ohrtrompete, Trommelfell, Gehörknöchelchen und Gehörschnecke gestört ist.
Ohrenalarm: Gründe und Strategien zur Linderung
Die Ursachen für Ohrenschmerzen können vielfältig sein und von einer Mittelohrentzündung bis hin zu Zahnproblemen reichen. Dementsprechend sind auch die Therapien unterschiedlich. Mit einer frühzeitigen Diagnose und einer gezielten Behandlung können Sie Komplikationen wie dauerhafte Hörschäden vermeiden.
Mittelohrentzündung
Eine Mittelohrentzündung, auch Otitis media genannt, wird meist durch Bakterien oder Viren verursacht. Sie tritt häufig bei Kindern auf, kann aber auch Erwachsene betreffen. Zu den typischen Symptomen gehören Ohrenschmerzen, Fieber, Hörprobleme, Reizbarkeit (insbesondere bei Kleinkindern) und Ausfluss aus dem Ohr.
Behandlung einer akuten Mittelohrentzündung
Die Behandlung einer akuten Mittelohrentzündung zielt darauf ab, die Infektion zu bekämpfen und Schmerzen zu lindern. Medikamente wie Ibuprofen oder Paracetamol werden oft zur Schmerzlinderung und Fiebersenkung eingesetzt. Im Falle einer bakteriellen Infektion (z. B. Streptokokken oder Haemophilus influenzae) kommen Antibiotika wie Amoxicillin zum Zug. Bei unkomplizierten Fällen wird allerdings häufig erst abgewartet, ob sich die Symptome innerhalb von 48 bis 72 Stunden von selbst verbessern (abwartende Haltung).
Zusätzlich helfen abschwellende Nasensprays, den Druck im Mittelohr zu senken und die Belüftung des Ohrs zu verbessern. Auch Wärme tut gut: Wärmeauflagen oder Rotlichtlampen lindern Schmerzen und unterstützen die Heilung.
Nur in schweren Fällen, bei denen sich Flüssigkeit hinter dem Trommelfell ansammelt, muss das Trommelfell punktiert werden (Parazentese), um den Druck zu entlasten und Sekret abfließen zu lassen.
Therapien bei chronischer Mittelohrentzündung
Eine chronische Mittelohrentzündung ist oft das Ergebnis einer unzureichend behandelten akuten Mittelohrentzündung oder wiederkehrender Infektionen. Sie kann zu dauerhaften Schäden am Mittelohr führen, und die Behandlung ist langfristiger und intensiver:
Medikamentöse Behandlung
Diese geschieht mit langfristigen Antibiotika-Gaben, entweder oral oder lokal als Ohrentropfen. Bei starkem Entzündungsprozess können auch Kortikosteroide eingesetzt werden.
Operative Eingriffe
Zur Belüftung des Mittelohrs und Verhinderung von Flüssigkeitsansammlungen kann ein kleiner Schnitt ins Trommelfell (Myringotomie) gemacht werden. Oft wird ein Paukenröhrchen eingesetzt, um eine langfristige Belüftung zu ermöglichen. Sind Mittelohr oder Trommelfell bereits dauerhaft geschädigt, dann ist meist eine Operation notwendig, um das Trommelfell zu reparieren und die Belüftung des Ohrs zu verbessern.
Nicht zuletzt hilft eine regelmäßige ärztliche Reinigung des Ohrs, erneute Sekretansammlungen zu vermeiden.
Gehörgangsentzündung
Sie ist auch als Otitis externa bekannt und bezeichnet eine Entzündung des äußeren Gehörgangs. Häufige Ursache dafür ist eine Infektion durch Pilze oder Bakterien – zum Beispiel nach dem Schwimmen, wenn Feuchtigkeit die Haut im Gehörgang aufweicht und anfälliger macht.
Manchmal entzünden sich der Gehörgang und sogar das Trommelfell, weil sie durch das Einführen von Gegenständen (z. B. Wattestäbchen) verletzt worden sind. Und auch Allergien als Reaktionen auf bestimmte Substanzen können eine Entzündung auslösen.
Häufige Symptome einer Gehörgangsentzündung sind Juckreiz, Schmerzen oder Druckgefühl, eine Rötung und Schwellung im äußeren Ohr, Schuppen und Ausfluss aus dem Ohr (manchmal eitrig) oder sogar ein vermindertes Hörvermögen.
Das können Sie dagegen tun
Eine gründliche Reinigung des Gehörgangs durch eine Ärztin oder einen Arzt ist oft der erste Schritt. Dabei werden Sekrete und Ablagerungen entfernt, die die Entzündung verschlimmern könnten, und damit die Wirkung von Medikamenten verbessert. Das sind z. B. antibiotische Ohrentropfen mit Neomycin, Polymyxin B oder Kortikosteroiden.
Auch Tropfen, die Essigsäure oder Aluminiumacetat enthalten, werden verschrieben, weil sie ein saures Milieu im Gehörgang schaffen, welches das Wachstum von Bakterien und Pilzen hemmt. Bei einer durch Pilze verursachten Gehörgangsentzündung stehen Ihnen auch antimykotische Tropfen (z.B. Clotrimazol) zur Verfügung.
Darüber hinaus können Sie Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol zur Linderung von Schmerzen und zur Fiebersenkung einsetzen und – so wie bei einer Mittelohrentzündung – die Heilung mit Rotlicht oder Wärmeauflagen fördern.
Eine allergische Therapie (z.B. durch Antihistaminika oder lokale Kortikosteroide) ist dann hilfreich, wenn die chronische Entzündung durch allergische Reaktionen ausgelöst wurde. Und in schweren Fällen können HNO-Ärzt:innen auch eine Tamponade in den Gehörgang legen, die mit Medikamenten (z.B. Antibiotika und Kortikosteroiden) getränkt ist.
Barotrauma
Darunter versteht man eine Verletzung, die durch plötzliche Veränderungen des Umgebungsdrucks verursacht wird, insbesondere im Mittelohr oder in den Lungen. Sie tritt häufig beim Fliegen oder Tauchen auf, wenn sich der Druck im Außenbereich schnell ändert, manchmal auch im Zuge einer Erkältung.
Im Mittelohr kann ein Barotrauma zu Schmerzen, Ohrgeräuschen, Hörverlust und manchmal zu Schwindel führen, wenn der Druck im Ohr nicht schnell genug ausgeglichen wird.
Therapiemöglichkeiten
Bei einem leichten Barotrauma helfen meist einfache Druckausgleichstechniken: Atmen Sie sanft gegen die zugehaltene Nase aus, kauen oder gähnen Sie! Auch abschwellende Nasensprays fördern den Druckausgleich und Paracetamol oder Ibuprofen lindern die Schmerzen. Im Falle eines Trommelfellrisses werden Ihnen Antibiotika und Kortikosteroide verschrieben, um Infektionen zu vermeiden und Entzündungen zu reduzieren.
Ist der Druck sehr stark, kann durch eine Punktion des Trommelfells Flüssigkeit abgelassen werden. Und wenn Trommelfellrisse nicht von selbst heilen, ist meist eine Tympanoplastik (Trommelfell-Reparatur) nötig.
Mandelentzündung
Die Nerven, die die Mandeln und das Ohr versorgen, sind miteinander verbunden. Daher können Schluckbeschwerden und Halsschmerzen, die mit einer Mandelentzündung (Tonsillitis) einhergehen, in die Ohren ausstrahlen.
Entzündungen oder Schwellungen in den Mandeln beeinträchtigen aber auch den Bereich des Rachens und der Eustachischen Röhre und sorgen manchmal für Druck- und Schmerzempfindungen im Ohr. Selten, aber doch breiten sich Mandelentzündungen auf das
Mittelohr aus und verursachen so zusätzliche Schmerzen.
So wird sie behandelt
Um eine zugrundeliegende Entzündung der Mandeln zu behandeln, stehen Antibiotika (bei einer bakteriellen Entzündung) sowie Mittel zur Schmerzlinderung und Fiebersenkung zur Verfügung. Viel Flüssigkeit und Ruhe unterstützen den Heilungseffekt ebenso wie das Gurgeln mit Salzwasser, warme Tees oder Halswickel zur Linderung der Symptome.
Bei wiederkehrenden oder chronischen Entzündungen ist eine chirurgische Entfernung der Mandeln (Tonsillektomie) notwendig.
Ohrenschmerzen: Was sonst noch dahinterstecken könnte
Abgesehen von diesen häufigsten Gründen können Ohrenschmerzen auch eine Reihe weiterer Ursachen zugrunde liegen. Eine Auswahl davon zeigt Ihnen die folgende Aufzählung:
- Zahn- oder Kieferprobleme: Fehlstellungen der Zähne oder des Kiefers, verspannte Kaumuskeln oder Zähneknirschen, Zahninfektionen oder eine schlechte Bisslage können Beschwerden im Ohr verursachen, weil das Kiefergelenk in der Nähe des Ohrs liegt. Dabei können Symptome wie Druckgefühl im Ohr, Schmerzen, Schwindel und Gleichgewichtsstörungen und sogar Tinnitus auftreten.
- HWS-Syndrom: Die Nerven und Muskeln im Nacken- und Schulterbereich sind eng mit den Strukturen des Kopfes und der Ohren verbunden. Deshalb können Probleme im Bereich der Halswirbelsäule aufgrund von Nervenreizungen, Verspannungen und Durchblutungsstörungen Ohrenschmerzen hervorrufen.
- Ohrverletzungen durch einen Unfall oder Schlag
- Entzündungen im Bereich der Ohrmuschel, zum Beispiel durch ein infiziertes Piercing
- Erkrankungen im Ohrbereich wie Gürtelrose oder Tumore
So beugen Sie Ohrenschmerzen vor
Richtige Ohrenpflege
Seien Sie sanft zu Ihren Ohren: Reinigen Sie den äußeren Gehörgang nur mit einem feuchten Tuch oder dem Finger! Vermeiden Sie Wattestäbchen, um Verletzungen und Entzündungen des Gehörgangs zu verhindern! Behandeln Sie Jucken, Schmerzen oder verstopften Ohren nicht selbst, sondern suchen Sie eine Ärztin oder einen Arzt auf!
Risikofaktoren vermeiden
- Verwenden Sie beim Schwimmen oder Duschen Ohrstöpsel, wenn Sie für Infektionen anfällig sind, damit kein Wasser in den Gehörgang eindringen kann!
- Stellen Sie das Gleichgewicht des pH-Werts im Gehörgang mithilfe spezieller Tropfen wieder her!
- Sorgen Sie bei Kälte dafür, dass Ihre Ohren geschützt sind!
- Unterstützen Sie den Druckausgleich beim Fliegen oder Tauchen durch abschwellende Nasen- und Ohrensprays!
- Praktizieren Sie Druckausgleichstechniken bei Anflug und Landung bzw. steigen Sie beim Tauchen langsam auf und ab!
Umgang mit Ohrenschmalz
Ohrenschmalz hat eine Schutzfunktion und sollte nur entfernt werden, wenn es übermäßig vorhanden ist. Verwenden Sie v. a. keine Wattestäbchen, weil diese das Ohrenschmalz tiefer schieben und den Gehörgang reizen können.
Immunsystem stärken
Maßnahmen zur Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte sind immer eine gute Idee. Einen ausführlichen Artikel dazu finden Sie hier: https://deine-apotheke.tirol/so-staerken-sie-ihr-immunsystem
Ohrenschmerzen ernst nehmen!
Wir wünschen Ihnen selbstverständlich, dass Sie – wenn überhaupt – nur unter leichten Ohrenschmerzen leiden, die mit etwas Ruhe und dem Auflegen eines Zwiebel-Säckchens bald wieder verschwinden.
Sollte die Erkrankung jedoch hartnäckiger sein, nehmen Sie sie bitte nicht auf die leichte Schulter! Nach ärztlicher Abklärung finden Sie in Ihrer Apotheke alles, was Sie zur Behandlung von Ohrenschmerzen benötigen – vom Schmerzmittel über rezeptfreie Tropfen bis hin zu Ohrstöpseln, fachliche Beratung inklusive.
Vor allem bei Kindern ist eine altersgerechte Dosierung von Tropfen und Sprays wichtig. Ebenso die Dauer der Anwendung, um eine Gewöhnung oder sogar Abhängigkeit zu vermeiden. Auch mögliche Gegenanzeigen oder Wechselwirkungen müssen ausgeschlossen werden.
Ihre Apothekerin oder Ihr Apotheker kennt sich damit bestens aus – Sie sind also auf der sicheren Seite, wenn Sie Medikamente oder Pflegeprodukte in Ihrer Apotheke ums Eck besorgen.