Grippe – alle Jahre wieder ...
Sie kommt verlässlicher als die Eisheiligen: Jedes Jahr – meist ab Dezember bis in den März hinein – rollt die „Grippewelle“ über Österreich. Die echte Grippe oder Influenza zwingt auch die Robustesten aufs Krankenlager und darf nicht mit einem harmlosen grippalen Infekt verwechselt werden. Zwischen fünf und fünfzehn Prozent der Bevölkerung infizieren sich jährlich mit den Influenza-Viren und viele davon erkranken daran, teilweise mit schwerem Verlauf.
Heuer kommt der Grippewelle aufgrund der Corona-Epidemie eine besondere Bedeutung zu. Wir haben deshalb für Sie Informationen zur Influenza zusammengestellt. Lesen Sie hier, wie Sie einer Grippeerkrankung vorbeugen können, was es mit der Grippeimpfung auf sich hat und wie sich Influenza von Corona unterscheidet.

Was ist Grippe?
Als Influenza oder „echte Grippe“ bezeichnet man eine akute und hochinfektiöse Erkrankung der Atemwege, hervorgerufen durch Influenzaviren. Sie wird durch Tröpfchen übertragen, die eine infizierte Person z. B. durch Husten oder Niesen verbreitet. Auch eine indirekte Übertragung (über infizierte Oberflächen) ist möglich. Die Erkrankung dauert in der Regel eine Woche. Erwachsene sind meist bis fünf Tage nach Auftreten der Symptome ansteckend, Kinder länger. Kinder sind es auch, die vor allem für die Verbreitung des Grippevirus verantwortlich sind.
Symptome: Woran erkennt man eine Grippe?
Eine echte Grippe zeichnet sich meist durch einen plötzlichen Krankheitsbeginn und eines oder mehrere der folgenden Symptome aus: Fieber über 38 Grad, Muskelschmerzen, trockener Husten, Kopfschmerzen, Halsschmerzen sowie schwere Erschöpfung. Allerdings gibt es auch Verläufe, die mit einer starken Entzündung der Nasenschleimhaut (Rhinitis) oder mit Durchfall, Übelkeit und Erbrechen einhergehen.
Grippaler Infekt – der harmlose Bruder
Im Gegenzug dazu beginnt ein grippaler Infekt meist langsam: mit Schnupfen, einer Nebenhöhlenentzündung oder Ohrenschmerzen. Später kann sich auch noch eitriger Husten dazugesellen.
Wie verläuft eine Grippe-Erkrankung?
Während einer saisonalen Grippe können schwere Verläufe in allen Altersgruppen auftreten. Durchschnittlich sterben in Österreich ungefähr 1.000 Menschen an Influenza. Besonders gefährdet sind dabei Säuglinge, Kleinkinder und ältere Menschen ab 65 Jahren.
So schützen Sie sich vor einer Ansteckung
Grundsätzlich können Sie sich vor einer Grippeerkrankung schützen, indem Sie die folgenden Maßnahmen beherzigen:
- Meiden Sie Menschenansammlungen!
- Vermeiden Sie engen Kontakt zu anderen Menschen!
- Erledigen Sie in Grippezeiten nur unbedingt notwendige Einkäufe!
- Verwenden Sie ausschließlich eigenes Geschirr, Gläser und Besteck!
- Verzichten Sie auf Händeschütteln!
- Tragen Sie eine Mundschutzmaske!
Den besten Schutz vor einer Ansteckung bietet allerdings die Grippeimpfung. Das österreichische Gesundheitsministerium empfiehlt diese grundsätzlich für alle Personen ab dem vollendeten 6. Lebensmonat.
Historische Entwicklung
Die Grippe im Laufe der Jahrhunderte
Die Grippe ist keine Erscheinung der Neuzeit, sondern begleitet uns schon seit vielen Jahrhunderten. Wahrscheinlich war sie sogar schon um 400 vor Christus bekannt. Über 30 Influenza-Pandemien sind belegt, die erste nachweisbare breitete sich im Jahr 1580 vermutlich von Italien bis nach Deutschland, Skandinavien und England aus.
Traurige Berühmtheit erlangte die „Spanische Grippe“, der zwischen 1918 und 1920 35 bis 100 Millionen Menschen zum Opfer fielen.
1957 folgte die nächste verheerende Pandemie: die „Asiatische Grippe“, die in zwei Wellen auftrat und ein bis zwei Millionen Tote weltweit zur Folge hatte – zuerst vor allem Kindern, dann hauptsächlich alte Menschen.
Im Gegensatz dazu waren die darauffolgenden Influenza-Pandemien relativ milde: 1968 starben an der Hong Kong-Grippe 800.000 Menschen, 1997 trat – ebenfalls in Hongkong – erstmals ein Grippevirus auf, das zuerst als „Geflügelpest“, ab 2003 dann als „Vogelgrippe“ bekannt wurde. 2009/10 entstand in Mexiko die „Schweinegrippe“, auch „Mexikanische“ oder neue Grippe genannt.
In den Wintermonaten 2016/17 und 2017/18 wurden in Europa besonders starke Grippewellen beobachtet. So zählte man in der ersten Woche des Jahres 2017 in Österreich 1.795 Erkrankungsfälle pro 100.000 Einwohnern. Und in Deutschland wurden zwischen 23.000 und 25.000 Todesfälle damit in Verbindung gebracht.
Impfung
Geringe Durchimpfungsrate in Österreich
Eine Grippeimpfung kann schwere Krankheitsfolgen wie Lungenentzündungen verhindern und den Krankheitsverlauf abmildern. Trotzdem beträgt die Durchimpfungsrate der österreichischen Bevölkerung nur fünf bis acht Prozent. Damit ist sie eine der geringsten in ganz Europa und viel zu niedrig, um die Ausbreitung der Influenzaviren generell zu verhindern. Dafür müssten nämlich mindestens 75 % der Bevölkerung jedes Jahr neu geimpft werden.
Die jährliche Impfung ist deshalb notwendig, weil Grippeviren eine Besonderheit aufweisen: Sie verändern sich laufend. Deshalb muss der Impfstoff immer wieder neu hergestellt werden. Seine Zusammensetzung bestimmt die Weltgesundheitsorganisation WHO, die die weltweit zirkulierenden Influenza-Erreger genau beobachtet.
Die Produktion des Grippeimpfstoffes ist sehr aufwändig: Es dauert zwischen sechs und acht Monate, bis ein sogenannter Totimpfstoff hergestellt ist. Aufgrund dieser langen Vorlaufzeit entscheidet die WHO jeweils bereits im Feber über die Zusammensetzung jenes Impfstoffes, der im darauffolgenden Winter für die nördliche Erdhalbkugel verwendet werden soll.
Grundsätzlich werden jedes Jahr verschiedene Arten von Impfstoffen gegen Influenza zugelassen. In Österreich zugelassene Impfstoffe enthalten jeweils drei oder vier Virus-Impfstämme, die von der WHO empfohlen wurden, um eine möglichst breite Abdeckung zu erzielen. Zusätzlich zu den Totimpfstoffen, die mit der Nadel injiziert werden, ist in Österreich auch ein Lebendimpfstoff erhältlich. Dieser wird als Nasenspray verabreicht und ist ausschließlich für Kinder vom vollendeten zweiten bis zum vollendeten 18. Lebensjahr zugelassen.
Die Schutzwirkung hängt stark davon ab, wie sehr die Impfstämme mit den Grippeviren übereinstimmen, die dann im Umlauf sind. Aber auch wenn eine hundertprozentige Voraussage nicht möglich ist, sind Geimpfte trotzdem im Vorteil: Wenn sie trotz Impfung an Influenza erkranken, so nimmt die Erkrankung zumeist einen milderen und kürzeren Verlauf und führt zu deutlich weniger Komplikationen oder Krankenhausaufenthalten.
Der beste Zeitpunkt für eine Grippeimpfung ist Ende Oktober, sie macht aber auch noch zu einem späteren Zeitpunkt Sinn – auch noch nach dem Beginn der Grippewelle.
Wer soll sich impfen lassen?
Grundsätzlich empfiehlt der offizielle Österreichische Impfplan eine Grippeimpfung für alle Menschen ab dem vollendeten sechsten Lebensmonat. Unbedingt impfen lassen sollten sich Personen, die einer Risikogruppe angehören. Dazu zählen:
- alle Personen über 60 Jahre
- Bewohner*innen von Alters- und Pflegeheimen und betreuten Wohneinrichtungen
- Beschäftigte in Alters- und Pflegeheimen und betreuten Wohneinrichtungen
- Kinder (ab vollendetem 6. Lebensmonat bis zur Vollendung des 10. Lebensjahres)
- chronisch Kranke und gefährdete Personen (Schwangere, massiv Übergewichtige)



Neben- und Wechselwirkungen
Wie bei jeder Impfung sind auch bei der Grippeimpfung Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen. Meistens bleibt es aber bei einer geröteten, schmerzenden und leicht angeschwollenen Einstichstelle. Manchmal treten auch Symptome wie Müdigkeit, Gliederschmerzen und Frösteln auf.
Nicht empfohlen wird eine Grippeimpfung, wenn Sie eine Erkältung, Fieber oder einen anderen akuten Infekt haben. In diesem Fall sollten Sie mit der Impfung warten, bis Sie wieder gesund sind. Auch wenn Sie gegen bestimmte Bestandteile von Grippeimpfstoffen, zum Beispiel Hühnereiweiß, allergisch sind, sollten Sie sich in der Apotheke oder bei Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin nach einer Alternative erkundigen. Schwangere sollten sich erst ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel gegen Influenza impfen lassen.
Aktuelle Situation
Gratis-Impfung für Kinder
In der Saison 2020/21 steht die Influenza-Stichimpfung für Kinder von 6 bis 24 Monaten erstmals im Rahmen des kostenfreien Kinderimpfprogramms zur Verfügung. Als Nasenspray gibt es die Gratis-Impfung heuer für Kinder vom vollendeten 24. Lebensmonat bis zum vollendeten 15. Lebensjahr.
Gratis-Impfung für Heimbewohner
Auch ältere Menschen, die sich in einem Heim befinden, erhalten in der Saison 2020/21 die Influenza-Impfung erstmals kostenlos. Die Verteilung dieser Impfstoffe erfolgt über die Gesundheitsbehörde bzw. Ärzt*innen, sie können nicht über die Apotheken bezogen werden.
Wie und wo kann ich mich impfen lassen?
Die Impfstoffe für die restliche Bevölkerung sind ausschließlich in Apotheken erhältlich. Eine Ausnahme sind Ärzt*innen mit einer Hausapotheke. Die Impfung selbst wird dann von einem Arzt oder einer Ärztin vorgenommen, also z. B. von einem Allgemeinmediziner oder einer Kinderärztin.
Verfügbarkeit
Aufgrund der Corona-Pandemie ist zu erwarten, dass die Impfbereitschaft der Tirolerinnen und Tiroler heuer stark ansteigen wird. Deshalb wird der Grippeimpfstoff trotz umfassender Bemühungen nicht im gewohnten Umfang zu beziehen sein.
Die Zuteilung der vorhandenen Impfstoffe erfolgt durch den Großhandel. Wir Tiroler Apotheken stehen im engen Austausch mit unseren Lieferanten und arbeiten gemeinsam daran, möglichst vielen unserer Kundinnen und Kunden eine Grippeimpfung zu ermöglichen. Einige Apotheken haben Wartelisten aufgelegt oder Reservierungen entgegengenommen.
Mit der Impfung auf den November und Dezember warten!
Fix ist: Jede Tiroler Apotheke wird ein Kontingent an Grippeimpfstoffen erhalten, die Lieferungen erfolgen allerdings in mehreren Tranchen. Wir erwarten auch noch eine Lieferung im Dezember und empfehlen Ihnen daher, auch im Dezember noch einmal bei den Apotheken nachzufragen, falls Sie im Oktober keinen Impfstoff bekommen konnten. Es macht nämlich durchaus Sinn, sich erst im November oder Dezember impfen zu lassen. Da die Grippewelle meistens im Januar und Februar kommt, ist auch dann eine volle Impfwirkung gewährleistet.
Wenn Sie unsicher sind oder noch Fragen haben, wenden Sie sich am besten direkt an Ihre Apotheke. Dort wird man Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen.

